Pinienharz, Winterschlaf

 

Wenn es langsam Herbst, Winter, dunkler wird
Wenn ein kühler Wind über die Dünen, uns durchs Haar, über die Haut,
den Sommer, all unsere Erinnerungen wie Sandkörner aufzuwirbeln und dann
hinfort zu tragen scheint –
Raue Wellen, Gänsehaut

Dann ziehen wir uns zurück,
schütteln uns den Sand von den Shirts, reiben uns die Augen.
Deine Hand in meiner, eine Muschel in der anderen,
Ein letztes Mal barfuß und 

die Erde wird kühler, als wir den Waldrand erreichen.
Barfuß und 
Weiches Moos, Pinienzapfen, Nadelduft –
So ganz anders warm.


Und wir halten an und halten uns fest.
Ich mich an Dir, Du Dich an mir, 
(Halten still.)
Halten uns fest unter den Bäumen und
Halten still.


Rinde, Relief, Fingerspitzen,
Pinienharz
würzig und zart

Rinde, Relief, Erinnerungen,
eingeprägt und tief verwurzelt –
Pinienduft
warm und vertraut

Und vorsichtig lege ich meine Handfläche auf und
schließe die Augen.

Denke an die Wurzeln, die unter meinen Füßen ruhen – eingedeckt,
behütetet unter einer Decke aus Erde und Moos.
Die dort ruhen, den Sommer absorbieren.
Atmen, absorbieren, ruhen. Atmen, absorbieren, ruhen, atmen
Denke an die Wurzeln, die unter meinen Füßen ruhen – eingedeckt,
Die dort gestärkt werden.
Reifen.

Und ich beschließe, dasselbe zu tun.
Atmen, absorbieren, ruhen. Atmen, absorbieren, ruhen und
atme ein.
Herb –
Intensiv –
Das Harz riecht nun würziger.
Und vorsichtig streiche ich mit meinen Fingerspitzen über die Rinde und
atme ein.

Denke an den neuen Jahresring, der dort heranwächst, reift.
Von innen nach außen
Ein neuer Jahresring – ab jetzt und
für immer da.
Bleibend, bestärkend
Bestärkt.

 
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